Zu einen trainierten und athletischen Körper gehören viele Faktoren. Unter anderem hat auch unser Unterbewusstsein und unser Gehirn einen großen Anteil an unserem sportlichen Erfolg.
Überrascht Sie das?
Dann haben Sie noch nie von Neuroathletik gehört. Mit diesem Trainingsaspekt können Sie so viel bessere Ergebnisse erzielen, als wenn man den Kopf beim Training außer Acht lässt. Auch Spitzensportler schwören bereits darauf. Nicht nur der deutschen Fußballnationalmannschaft hat dieses Element 2014 dabei geholfen, die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien zu gewinnen, sondern auch professionelle Läuferinnen profitieren davon. Nun mag man vielleicht denken: „So etwas ist für Profis. Als Einsteiger ist das für mich nicht relevant.“ Doch auch hier können wir Sie mit gutem Gewissen, von etwas Besserem überzeugen – gerade für sportliche Starter oder Menschen mit Schmerzen und Einschränkungen kann Neuroathletik den echten Unterschied machen, der wieder oder überhaupt Spaß und Freude an Bewegung bringt.
Dazu bedarf es vorab vielleicht einer kleinen Definition was Neuroathletik überhaupt ist. Wir sprechen hier nicht über Gehirnjogging, Gedächtnisübungen oder dem täglichen Sudokuspiel um dafür zu sorgen, dass die Gehirnwindungen nicht einrosten. Nein – dieser spezielle Bereich fokussiert sich darauf, dass die Verbindung von Gehirn in Richtung Körper besser funktioniert. Erstmals beschäftigte sich der amerikanische Humanbiologe Dr. Eric Cobb mit diesem Thema intensiver und etablierte ein Trainingsmodell unter dem Namen „Z Health“, welches der ehemalige deutsche Leistungssportler Lars Lienhard nach Deutschland brachte.
Basierend auf der Annahme, dass alle unsere Bewegungen und Aktivitäten im Gehirn gesteuert werden, können Bewegungen nur koordiniert und ideal aufeinander abgestimmt funktionieren, wenn die Neurotransmitter gut miteinander vernetzt sind und vielleicht auch mentale Blockaden aufgehoben werden.
So steuert beispielsweise das Gehirn alle Sinnesorgane und Gliedmaßen und beeinflusst damit, ob ich die Flugrichtung eines Balles richtig einschätzen kann, ob ich meinen Kopf minimal nach links neige, weil meine Augen nicht „ganz gerade gucken“ und mein Gehirn so denkt, es wäre gerade. Oder auch, dass der Gleichgewichtssinn im linken Ohr möglicherweise etwas anders gelagert ist, als im rechten und ich deshalb nicht gleichmäßig laufe, was vielleicht Ursache für Schmerzen in Knie und Hüfte darstellt.
Als simples Beispiel kann hier der einfache Gang über eine belebte Straße dienen. Sie schauen links und rechts, schätzen die Entfernung der herannahenden Fahrzeuge ein und entschließen sich, dass es noch ausreicht, die Straße zu queren.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Augenbinde vor den Augen.
Die Augen als Sinnesorgan fallen weg. Wie fühlt es sich jetzt für Sie an, wenn Sie daran denken, dass Sie den ersten Schritt vom Bordstein auf die Fahrbahn machen sollen? – Genau! Bescheiden. Unsicher. Ihr Unterbewusstsein sagt Ihnen, dass das wohl keine gute Idee ist.
Ähnlich wie in dieser Situation funktioniert unser Unterbewusstsein auch im Bezug auf Bewegungsabläufe und sportliche Leistungen. Hat das Unterbewusstsein einmal schlechte Erfahrungen gemacht, neigt es dazu bestimmte Bewegungen nicht mehr machen zu wollen oder automatisch eine schonende Haltung einzunehmen.
Warum Neuroathletik?
Neuroathletik zielt also darauf ab, die Signale zwischen Sinnesorganen, Gliedmaßen und Körper ins Gleichgewicht zu bringen und aufeinander abzustimmen. Dies kann mit gezielten Übungen ideal ins Personal Training integriert werden. Würde man beispielsweise normalerweise bei Bizeps-Übungen an der Hantelbank den Fokus nur auf das Gewicht legen, setzt Neuroathletik dabei an, auch koordinative Elemente einzubauen, die etwa das Gleichgewichtsorgan mit in die Verantwortung nimmt.
Neuroathletik ist natürlich kein Ersatz für Sport, ergänzt aber perfekt an den Stellen, an denen man nicht weiterkommt. Als Leistungssportler kann man so schon in vier bis acht Wochen maßgebliche Erfolge sehen, um in einzelnen relevanten Bereichen noch Verbesserungen zu erzielen und so die entscheidende Sekunde schneller oder in der Ausführung präziser zu sein. Spielen Sie beispielsweise Tennis und die letzten Millimeter, um den Ball knapp übers Netz zu schießen, können Sie nicht einschätzen, könnte beispielsweise ein verschobenes Sichtfeld ursächlich sein. Der Körper zielt dann ein Quäntchen am Ziel vorbei, was oftmals den entscheidenden Matchball verursacht.
Durch eine korrigierte Körperhaltung werden so sowohl im Profisport als auch im Einsteigerbereich Schmerzen und Fehlhaltungen vorgebeugt.
Nikolai Kühlwein vom FIT TEAM Limburg und Montabauer ist als ausgebildeter Neuroathletik-Trainer und Personal Trainer prädestiniert dafür, alle Komponenten, die für ein erfolgreiches Training notwendig sind zu integrieren. Gerade im Bereich der Physiotherapie begegnet ihm häufig das Thema Alltagseinschränkungen und Schmerzen. Zum einen spielen natürlich die Gelenke und körperliche Beschwerden eine Rolle, wenn beispielsweise das Treppe steigen nicht mehr richtig einfach von der Hand geht. Zum anderen können aber bereits kleine Fehlhaltungen ursächlich sein und Pein verursachen.